Streuobstwiese

Streuobstwiesen mit „verstreut“ in der Landschaft stehenden hochstämmigen Obstbäumen waren auch im Dreisamtal als grüner Kranz um die Ortschaften oder als Baumgruppen in der Feldflur einst weit verbreitet. Sie dienten bis in die Nachkriegsjahre der Selbstversorgung der Bevölkerung.

Sie verliehen der Landschaft einen anmutigen, parkartigen Charakter und belebten das Landschaftsbild. Leider fielen sie weitgehend der Intensivierung und Rationalisierung der Landwirtschaft sowie den Bauaktivitäten an den Ortsrändern zum Opfer. Ende der 50er Jahre wurde die Rodung unwirtschaftlicher Altbestände und die Pflanzung dichter Niederstamm-Anlagen (Plantagen) sogar staatlich gefördert.

Heute wünschen sich wieder viele umweltbewusste Menschen eine naturnähere, abwechslungsreichere Kulturlandschaft zurück. Der NABU-Dreisamtal betreut deshalb seit mehreren Jahren eine Streuobstwiese der Husemann-Klinik. Damit verbunden sind Ersatzpflanzungen (mit Kindern der Grundschule Kirchzarten) von alten widerstandsfähigen Obstsorten oder von Wildobstsorten wie Elsbeere oder Speierling, sowie jährliche Baumschnitte (Kurse vor Ort), zweimalige Wiesen-Mahd und die Betreuung diverser Nisthilfen für Vögel.

Wir erhalten somit einen wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen, welche jahrhundertelang an diese Kulturbiotope angepasst wurden. Denn in Streuobstwiesen konnten bis zu 5.000 verschiedene Arten, darunter 3.000 Tierarten nachgewiesen werden. Abhängig von Pflanzen des Unterwuchses, von Flechten und Moosen der Stämme und Äste, von Totholz und Baumhöhlen alter knorriger Obstbäume, von Laubblättern, Blüten und Früchten finden viele gefährdete Arten ihre passende ökologische Nische. So finden sich neben den vielen von Bruthöhlen abhängigen Vogelarten wie Spechten oder dem Gartenrotschwanz auch Siebenschläfer oder Fledermäuse ein.

Unser langfristiges Ziel ist eine Erweiterung und Vernetzung möglichst vieler noch erhaltener Streuobstwiesen im Dreisamtal durch die Wiederbelebung der heimischen Obstverwertung durch die Landwirte. Vergangenen Herbst haben wir zusammen mit den Kindern von unseren NABU-Mitgliedern die Äpfel unserer ungespritzten Streuobstwiese geerntet und diese zu wohlschmeckendem Apfelsaft verarbeiten lassen. Eine Kooperation zwischen Naturschutz und Vermarktung, wie sie woanders bereits besteht, könnte auch im Dreisamtal wieder diese blühenden Paradiese entstehen lassen.

(Simone Rudloff)